ARoS’ Ausstellungsprogramm 2020

ARoS’ Ausstellungsprogramm 2020

Nicolas Regnier, David with the head of Goliath, 17th century, Collection and the National Museum in Belgrade

2020 umfasst spannende Videokunst von Shirin Neshat, eine riesige Themenausstellung, die auf Mythen und Mythologien basiert, und eine große Doppelausstellung mit Asger Jorn und Per Kirkeby.

Shirin Neshat – Women Without Men

8. Februar bis 9. August 2020, ARoS Focus-Galerie, Ebene 5

2008 hatte Shirin Neshats großes fünfteiliges Filmwerk Women Without Men Weltpremiere im ARoS. Danach hat ARoS das Werk mit Unterstützung durch den Ny Carlsbergfonds erworben. Im Lauf der vergangenen Jahre sind die Videos einzeln aufgeführt worden, aber zum ersten Mal seit 2008 sammelt das Museum nun alle Filme in einer einzigen großen Videoinstallation.

Shirin Neshats Kunst ist von ihrem islamischen Kulturhintergrund bestimmt, aber die Themen sind universell und ewig gültig. Das Videowerk baut auf dem magisch-realistischen Roman mit dem Namen der Ausstellung, Women Without Men, des iranischen Autors Shahrnush Parsipur auf.

In fünf parallelen Verläufen schildert Shirin Neshats Videowerk das Leben von fünf iranischen Frauen im Jahr 1953. Das war ein Schicksalsjahr in der jüngeren iranischen Geschichte, in dem ein Staatsstreich den Schah wieder an die Macht brachte. Die fünf Filme tragen die Namen der Frauen: Mahdokht, Zarin, Munis, Faezah und Farokh Legha.

Shirin Neshat Women without Men, 2004-2008 Courtesy the artist and ARoS

Mythologies - The Beginning and End of Civilizations   

4. April bis 18. Oktober 2020, Ebene 5
4. April bis 6. September 2020, Ebene 1

Mythologische Erzählungen enthalten starke Kräfte, die sowohl schaffend als auch zerstörend sein können. Die Ausstellung Mythologies – The Beginning and End of Civilizations, die zwei Galerien von ARoS einnimmt, möchte die Erzählungen bloßlegen, die durch verschiedene historische Epochen hindurch gesellschaftstragend waren und sowohl Gemeinschaften als auch Krieg und Zerstörung lenkten. Darin liegt die Janusköpfigkeit der Mythologie.

Mit der Ausstellung möchte ARoS die Besucher dazu bewegen, Stellung zu den Mythologien zu nehmen, die unsere Gesellschaft, deren Teile wir sind und zu der wir beitragen, definieren und bestimmen. Eine Hauptthese der Ausstellung ist, dass Mythen und Erzählungen uns noch immer verbinden. Anhand von Beispielen aus der Geschichte möchte Mythologies – The Beginning and End of Civilizations die Zeiträume aufdecken, in denen mit alten Erzählungen gebrochen wird und in denen neue nach einem häufig radikalen Bruch entstehen. So schlägt die Ausstellung eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und beleuchtet gleichzeitig die gesellschaftlichen Veränderungen, die zu den Wechseln in jenen Mythologien und Erzählungen führten, die für die tragenden Gesellschaftskonstruktionen bedeutsam waren.

Mythologies – The Beginning and End of Civilizations beginnt mit der frühen griechischen Mythologie, in der das Göttliche Menschengestalt annimmt. Danach bewegt sich die Ausstellung über den Kampf von Reformation und Gegenreformation um die christliche Mythologie zur revolutionären Formensprache des Neoklassizismus, wo es keine religiöse Mythologie mehr gibt, sondern eine politische, und wo die klassische Mythologie Spiegel der Revolutionen ist.

Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit neueren Mythologien wie den mythologischen Erzählungen der neuen Nationalstaaten über die eigene Vergangenheit, die das Recht eines Volkes auf ein bestimmtes Gebiet legitimiert, der Mythologisierung seiner eigenen Existenz im Faschismus und mit unserem Wohlfahrtsstaat, der die mythologischen Gemeinschaften vergangener Zeiten ersetzt hat.

Die Künstler auf Ebene 5, Mythologien im Rückblick:

Nicolai Abraham Abildgaard, Peter Nicolai Arbo, Antonio Bellucci, Ferdinand Bol, Francois Boucher,

Ludovico Carracci, Nicolas Chaperon, Pieter Claesz, Nicolas Colombel, Lucas Cranach, Francis Danby, Carlo Dolci, Joseph Dufour, Albrect Dürer, C.W. Eckersberg, Ferraù Fenzoni, Felice Ficherelli, Henry Fuseli, Heinrich von Füger, Elmgreen & Dragset, Paul Gernes, Giampietrino (Giovanni Pietro Rizzoli), Erik Henningsen, Damien Hirst, Abraham Janssens, Louis-Jean-François Lagrenée, Jani Leinonen, Jakob van Loo, C.A. Lorentzen, Wilhelm Marstrand, William T. Maud, Fritz Melbye, Helene Nymann, Pierre-Paul Prud'hon, Nicholas Regnier, Peter Paul Rubens, Leni Riefenstahl, Frederik von Scholten, L.A. Schou, Hendrik van Steenwijck d. Ä., Jacob Isaacsz. van Swanenburgh, Bertel Thorvaldsen, Horace Vernet, Master I.W, M.E. Winge, Jan Brueghel d. J.

Die Künstler auf Ebene 1, gegenwärtige Mythologien:

Anselm Kiefer, John Akomfrah, Marguerite Humeau, Shana Moulton, Robert Boyd, Christian Jankowski, Anika Schwarzlose, Raphaela Vogel, Kader Attia, Anri Sala, Pauline Curnier Jardin, Sam Durant.

 

Freeman & Lowe Colony Sound (R.1 MetroVision), 2019-2020 Marlborough, London Installation View Courtesy the Artists and Marlborough Gallery Photo: Luke Walker

Jonah Freeman og Justin Lowe – COLONY SOUND, 2019-2020

10. Oktober 2020 bis Frühjahr 2021, Ebene 1

COLONY SOUND, 2019-2020 heißt die neuste szenografische Gesamtinstallation des amerikanischen Künstlerduos Jonah Freeman und Justin Lowe. COLONY SOUND, 2019-2020 beruht, wie auch ihre früheren Werke auf der Theorie von San San des Theoretikers Herman Kahn. Diese Theorie beleuchtet, dass die Städte zwischen San Diego und San Francisco, Kalifornien, zukünftig zu einem großen Stadtkomplex mit dem Namen San San verschmelzen werden.

Mit einer allumfassenden Architektur und Szenographie schaffen Freeman und Lowe eine Parallelwelt und eine Untergrundkultur, die hypothetisch in San San entstehen könnte. Sie greifen die Erzählungen auf, die beispielsweise mit The Summer of Love, der amerikanischen Luftwaffe oder dem Silicon Valley in Verbindung stehen. Ihre Szenen stammen aus Gerüchten von Bakterienlabors und besonderen Formen der Gehirnwäsche während des Kalten Kriegs, extravaganten privaten Schutzräumen oder der Herstellung von Drogen in privaten Küchen.

Freeman und Lowe lesen mit ihren Werken die amerikanische Geschichte dystopisch. Sie führen die Besucher in ein seltsames Universum, in dem die Ausstellung aus Räumen besteht, die sie Metrovision, Radio Shield, San Sound, The Mansion, The Agonist Macrobiotic office und Mycotectube nennen. Dabei sollen Besucher in Zweifel kommen, ob sie sich verlaufen haben, in die Privatsphäre Anderer eindringen, oder ob man versehentlich in eine geheime Versuchsstation geraten ist.

Asger Jorn und Per Kirkeby JORN / KIRKEBY

21. November 2020 bis 5. April 2021, Ebene 5

Im Herbst 2020 zeigt ARoS die Ausstellung JORN / KIRKEBY mit zwei der bedeutendsten dänischen Bildkünstler der europäischen Kunstgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, Asger Jorn (1914-1973) und Per Kirkeby (1938-2018).

Die Ausstellung JORN / KIRKEBY geht von der Gemäldeproduktion der Künstler aus. Sie wird durch Themen bestimmt, die das Verhältnis der beiden Künstler zu u. a. der frivolen Malerei, dem Klassizismus, der Erotik, der Landschaft und Selbstdarstellungen beleuchten.

Jorn und Kirkeby gehören unterschiedlichen Generationen an und sie sind sich nie begegnet. Dennoch gibt es eine gewisse Interessengleichheit in ihrer Kunst, die ARoS durch die gemeinsame Ausstellung verdeutlichen möchte. Die Ausstellung wird eine geistige und theoretische Verwandtschaft der beiden Künstler hervorheben, die nicht unbedingt direkt als Ähnlichkeit erkennbar ist. Gleichzeitig wird sie die Spannweite von Jorns gewaltigen, ungezähmten Abstraktionen zu Kirkebys nachdenklichen, intellektuellen und kontrollierten Abstraktionen zeigen.

Objects of Wonder – from Pedestal to Interaction                                                      

Läuft weiter bis zum 1. März 2020 auf Ebene 5

Douglas Gordon – In My Shadow                                    

Läuft weiter bis zum 16. Februar 2020 auf Ebene 1

Pressefotos können bei Nennung des Urhebers kostenlos von Dropbox heruntergeladen werden.

Weitere Informationen: